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Angeln am Bodensee

Anglerferien am Bodensee

Wer Urlaub am Bodensee macht, kommt in der Regel nicht für mehr als 2 bis 3 Urlaubswochen an den See. Sportangler machen da keine Ausnahme. Der Bodensee ist sicher eines der interessantesten und vielseitigsten Angelgewässer in Mitteleuropa. Aber der Bodensee ist kein einheitliches Gewässer, sondern besteht aus verschiedenen Seeteilen mit unterschiedlichen Gewässereigenschaften und Fischbeständen. Nationale Bestimmungen komplizieren die Verhältnisse zusätzlich. Selbst zwischen Bayern und Baden-Württemberg gibt es kleine, aber feine Unterschiede, die es zu beachten gilt. Auch das Fürstentum Liechtenstein hat in den internationalen Gewässerkommissionen ein „Wörtchen mitzureden“, obwohl es gar nicht am Bodensee liegt, sondern viel weiter stromauf am Alpenrhein.

Wer vom Ufer aus angeln will, sieht sich alsbald mit zwei Problemen konfrontiert: Entweder ist das Ufer verbaut oder anderweitig besetzt. An Badestränden, Uferpromenaden und Hafenanlagen hat man einen ständigen Interessenskonflikt mit anderen Bodensee-Nutzern auszufechten, wenn das Angeln dort nicht sowieso verboten ist. Und da, wo es erlaubt ist, findet man auch nicht die nötige Muße und Ruhe beim Angeln: Wenn man bereits zum zehnten Mal geduldig erklären musste, dass es sich bei den Viechern im Eimer nicht um eklige Riesenkaulquappen, sondern um Trüschen (so heißen am Bodensee nämlich die Aalrutten oder Quappen) handelt, ungebetene Helfer abwehren muss, die die armen Fischlein wieder in den Bodensee entlassen wollen oder interessierte Zaungäste einem so auf die Pelle rücken, dass man die Leinen nicht mehr auswerfen kann, ohne dass die Gefahr besteht, dass sich Montage und Haken in der nächsten Perücke verheddern, dann packt man alsbald frustiert sein Angelzeug wieder zusammen auf der Suche nach einem ungestörten Platz. Und hat man endlich solch ein Plätzchen inmitten unberührter Natur gefunden, dann ist es entweder Privatbesitz oder Naturschutzgebiet. Da bleiben nur wenige ausgewiesene Stellen, an denen Angeln erlaubt ist und an denen sich es sich auch wirklich lohnt. Besser sieht es da schon im Hinterland aus; es gibt etliche Seen, Teiche und Zuflüsse zum Bodensee, die ein optimales Angelerlebnis erwarten lassen.

Blick auf den Bodensee
Am Zeller See, Teil des Bodensee-Untersees mit Blick auf die Halbinsel Höri, Beispiel eines teil befestigten, teils naturnahen Uferabschnittes (Photo: Adrian Farcas, Creative Commons License 2.0 US-amerikanisch,
Quelle: http://www.flickr.com/photos/24secunde/5681727522/)

Ist man stolzer Besitzer eines eigenen Bootes und bringt man dies mit an den Bodensee, so sieht man sich weiteren Schwierigkeiten ausgesetzt. Neben einem Bootsführerschein benötigt man bei Booten ab einer bestimmten Länge eine Registrierung und Zulassung, völlig unabhängig davon, ob das Boot motorisiert ist oder nicht. Auch wenn man nur für wenige Tage sein Boot zu Wasser lassen will. Daran sollte man sich tunlichst halten, denn die Wasserschutzpolizei ist auf diesem internationalen Gewässer allgegenwärtig, kontrolliert streng und verhängt unnachgiebig Geldbußen. Da ist es dann schon eine Überlegung Wert, stattdessen ein geeignetes Boot vor Ort zu mieten: Das erspart Zeit, Stress und ist u.U. sogar preiswerter. Außerdem kann man so einen Beitrag zum Gewässerschutz leisten. Denn es kommt immer vor, dass mit Sportbooten aus anderen Regionen fremde Tierarten, sogenannte Neozoen, eingeschleppt werden, das können Schnecken, Krebse, Würmer oder Parasiten sein, das ökologische Gleichgewicht im Bodensee empfindlich stören, einheimische Arten verdrängen und vielleicht sogar die Fischbestände gefährden können.

Das alles in der kurzen Urlaubszeit am Bodensee selbst herauszufinden, ist unmöglich. Die folgenden Hinweise und Tipps sollen helfen, sich optimal auf erfolgreiche Anglerferien vorzubereiten:

1) Was man im Vorfeld beachten sollte.
2) Wo man seine Angelkarte erhalten kann, für welche Gewässerabschnitte dies gilt.
3) Wo und wann man fündig werden kann.
4) Wie und wo man nützliche Kontakte zu heimischen Sportanglern knüpfen kann.
5) Welche Events und Ausflugsziele im Zusammenhang mit dem Angelsport es rund um den See für den Sportangler und Begleitpersonen gibt.

Damit soll niemand abgeschreckt, sondern im Gegenteil animiert werden, es auch einmal mit Anglerferien zu versuchen, denn der Bodensee und sein Einzugsgebiet ist eines der vielseitigsten und spannendsten Angelreviere Mitteleuropas.

Gliederung des Bodensees

Der Bodensee ist kein einheitliches Gewässer. Auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass sich der Bodensee in drei Abschnitte gegliedert: Den Bodensee-Obersee und den Untersee, beide verbunden durch den Seerhein. Der Obersee wiederum teilt sich auf den eigentlichen Obersee, einen Voralpensee zwischen Friedrichshafen, Romanshorn und Bregenz, der sehr tief ist (maximal 254 m) mit flach abfallenden Uferbereichen. Von diesem durch die Mainauschwelle getrennt, schließt sich nordwestlich der Überlinger See an, dessen größte Wassertiefe mit etwa 90 m erreicht ist, der aber an seinen Längsseiten teilweise sehr steil abfällt. Charakterarten des Obersees sind Seeforelle, Seesaibling und Felchen.

Möchte man dagegen Karpfenartige und Barsche fangen, dann wird man sich eher einer Standort auf dem Untersee suchen, der einen völlig anderen Charakter aufweist. Der Untersee ist relativ flach, erwärmt sich schneller und ist nährstoffreicher als der Obersee. Der Untersee wiederum gliedert sich in den Gnadensee zwischen Allensbach und der Insel Reichenau, den Zeller See zwischen Radolfzell und der Halbinsel Höri, davon durch die Halbinsel Mettnau abgetrennt der sogenannte Markelfinger Winkel und schließlich der Rheinsee als Fortsetzung des Seerheins, der sich entlang des Schweizer Ufers und der Höri entlangzieht und die eigentliche Strömungs- und Schiffahrtsrinne des Untersees einschließt.

Betrachtet man das Ganze stattdessen aus der Sicht der Fließgewässer, so ergibt sich folgendes Gewässersystem: Der aus dem Schweizer Alpen kommende Alpenrhein mündet in den Obersee. Er unterscheidet sich in Färbung, Schwebstoffführung und Temperatur deutlich vom Seewasser, lässt sich über viele Kilometer bis weit hinaus in den See verfolgen, bis er sich in größerer Wassertiefe einschichtet und mit dem Seewasser vermischt. Weitere kleinere Zuflüsse zum Obersee sind auf deutscher Seite Leiblach, Argen, Schussen – allesamt Wildwasser der montanen oder voralpinen Stufe sowie die Seefelder Aach, im österreichischen Bundesland Vorarlberg die Bregenzer Ach, die Dornbirner Ach und der Altrhein, auf Schweizer Seite Goldach, Steinach und die Aach bei Arbon. Der Überlinger See hat nur zwei mittelgroße Zuflüsse, die Stockacher Aach und die Seefelder Aach sowie einige kleinere Bäche, die aus den Tobelschluchten der Molasseschichten kommen.

Der Rhein selbst setzt sich mit dem wenige Kilometer kurzen Seerhein fort, der den Obersee mit dem Untersee verbindet und im Untersee selbst sich entlang der Hauptströmungsrinne des Rheinsees bis in den eigentlichen Seeabfluss, den Hochrhein bei Stein a.R. fortsetzt. In den Untersee mündet die Zeller Ach sowie einige kleinere Bäche – Seeabflüsse, Wiesenbäche und auf Schweizer Seite die Tobelschluchtbäche des Seerückens.

Im Bodensee gibt es 13 Inseln, davon sind jedoch nur die Reichenau im Untersee und mit Einschränkungen die Lindau im Obersee und die Flächen rund um die Mainau im Überlinger See als Ausgangspunkt fürs Sportangeln von Bedeutung.

Ist man mit dem Boot auf dem See unterwegs, so muss man immer damit rechnen, dass das Wetter plötzlich umschlägt. Am gefährlichsten ist eine Föhnlage, vor allem auf dem Obersee. Das sind warme Fallwinde aus den Alpen, die sich sehr schnell vom Rheintal aus über den See ausbreiten und dann mehrere Meter hohe Wellenberge vor sich hertreiben. Gefährlich sind auch bei Sommergewittern plötzlich auftretende Sturmböen. Rund um den Bodensee sind daher orangefarbene Warnlichter installiert, die mit einer Frequenz von 40 mal pro min bei Warnung vor Starkwind und 90 mal pro min bei Sturmwarnung blinken. Dann ist unverzüglich mit dem Boot das nächste, schützende Ufer anzusteuern.

Blick auf den Bodensee von Meersburg
Blick von Meersburg aus über den Bodensee – Obersee hinüber auf das Säntismassiv der Schweizer Alpen bei Föhnstimmung (Photo: Ghentooo, Creative Commons License 2.0 US-amerikanisch,
Quelle: http://www.flickr.com/photos/ghentooo/351465569/)

Im Winter, wenn die meisten Niederschläge in den Alpen als Schnee niedergehen, hat der Bodensee von November bis Mai seinen Niedrigwasserstand, dann liegen besonders im Februar/März weite Teile des Uferhangs trocken – denkbar ungeeignet fürs Angeln vom Ufer aus. Nach der Schneeschmelze und zusätzlich plötzlich einsetzenden Starkregen steigt der Pegel im Frühsommer Anfang Juni sehr schnell um einen Meter und mehr bis auf die Sommerhochwassermarke an.

Vom Ufer aus reicht der Flachwasserbereich, der sogenannte Hang, bis in eine Tiefe von 3 bis 5 m. Das ist der Bereich, in dem der Wellenschlag, verursacht durch auflandigen Wind oder die Bugwellen vorbeiziehender Schiffe und Boote immer wieder für Abspülungen und Ufererosion sorgen. Unterhalb setzt sich die Zonierung mit der Wysse fort (benannt nach der milchig-weißen Trübung durch die aufgewirbelte, sogenannte Seekreide aus Sand, Ton und Mergel) bis in eine Tiefe von ca. 20 m. Darunter fällt die Halde, der von der Moränenflanke gebildete Steilhang bis auf Tiefen von 100 m ab.

Gnadensee
Morgendämmerung am Gnadensee, Teil des Bodensee-Untersees (Blick von Allensbach hinüber zur Insel Reichenau) Photo: Stephanie Klocke 2006, Creative Commons License 2.0 US-amerikanisch,
Quelle: http://www.flickr.com/photos/stephi2006/4706611265/)